Teil 3 der Serie „WG-Casting Best Practice. Fang beim ersten Teil an zu lesen.“
was bisher geschah:
Das Mitbewohner_innengesucht ist veröffentlicht, die Antworten sind aussortiert und ihr seid bereit Einladungen an die spannendsten Leute zu verschicken.
Ihr habt mit interessanten Bewerber_innen Termine ausgemacht.
Beim Kennenlerngespräch geht es darum:
- Sympathie miteinander abzuklären
- ein gegenseitiges Kennenlernen ermöglichen
- die wichtigsten Punkte der Wohnung und des Zusammenlebens ab zu klären
- und dabei möglichst viel Klarheit zu schaffen
Bei uns läuft das bisher so ab:
WG-Führung
Sobald die Person in der Wohnung angekommen ist, wird sie (optimal) von dem Menschen empfangen, der den bisherigen Kontakt gehalten hat.
Der Person wird die komplette Wohnung gezeigt. Das soll helfen einen Eindruck von der Wohnung und von den Mitbewohnern zu bekommen. Zimmer geben viele Informationen preis.
Bei der Führung kann auch schon auf einige Details eingegangen werden. Z. B. wie Lebensmittel gekauft werden (WG-Kasse, getrennte Kasse), wie geputzt wird und sonstige Spezialitäten.
Bei den Zimmern könnte es evtl. noch spannend sein, ein markantes Merkmal hervor zu heben, um später darüber sprechen zu können („das Zimmer mit dem Massagetisch“, „der Pflanzenraum“, „das Zimmer mit der grünen Wand“) – das kann z. B. praktisch sein um später die Menschen den Räumen zu zu ordnen. Markante Eigenschaften sind leichter zu merken als Namen, die schnell und unsauber ausgesprochen werden.
Bei uns führt die WG-Führung vorbei am Wohnzimmer, wo ein erstes „Hallo“ stattfinden wird.
Angekommen im Zimmer, das frei wird oder ist, finde ich es wichtig die Person danach zu fragen, ob alles rein passen kann und ein bisschen ab zu sprechen, was die Person alles mitbringen will.
Wenn die Person zu dem Zeitpunkt merkt, dass das Zimmer eh viel zu klein oder ansonsten unpassend ist, dann ist der Zeitpunkt ideal um entweder eine Lösung zu finden oder fest zu stellen, dass es nicht passen wird.
Nach der Führung geht es ins Wohnzimmer um in der großen Runde ein Gespräch zu führen.
Kennenlern-Gespräch
Im Kennenlerngespräch geht es darum, noch mal ein paar der wichtigen Details raus zu finden.
Bei uns sind das z. B. die Fragen: Wie ernährt sich die andere Person, wie sieht es mit dem Rauchen aus und wie ist die allgemeine Mentalität der Person.
Um das Gespräch einfacher in Gang zu bringen, haben wir den Bewerber_innen diesmal die Aufgabe gegeben drei Gegenstände mit zu bringen, die etwas über sie verraten und über die sie uns etwas erzählen können.
Das hat sehr gut geklappt und spannende Einblicke ermöglichst.
Drei scheint eine gute Anzahl zu sein, da wir in der WG alle ein bisschen dran geknabbert haben, selbst unseren dritten Gegenstand zu finden – bei der Gesprächsrunde aber plötzlich Lust hatten sogar noch einen vierten dazu zu holen.
Meine Gegenstände waren:
- Eine Massageöl-Flasche (Massieren, Körperarbeit)
- mein Laptop (Webentwicklung, schreiben, Internet, Kopfarbeit)
- mein Free-Hugs-Shirt (gratis Umarmungen verteilen, „verrücktes“ Zeug machen, Farbe grün, Kulturarbeit)
Diese Idee hat sich bewährt, wobei die Geschichten auf eine Weise unterhaltsam waren, dass dabei die „harten Fakten“ ein bisschen untergegangen sind. Da gilt es noch ein optimales Verhältnis zu finden. Durch die Geschichten lässt sich aber zumindest ein guter Eindruck gewinnen, ob Sympathie da ist.
Vermutlich bietet es sich an, eine konkrete Liste mit Themen zu formulieren und darauf zu achten, dass genug Zeit bleibt darüber zu sprechen, wie: Miete, Zimmergröße, Wünsche an den Umgang in der WG, bestimmte Sonderbedürfnisse.
Sowohl für die suchende Person, als auch für die suchende WG wird das Kennenlernen nur eines von einigen sein und deshalb ist davon aus zu gehen, dass beide Seiten noch mal die Fakten auf den Tisch brauchen und sich nicht auf die schriftliche Kommunikation im Vorfeld verlassen werden kann.
…das ist auch etwas, das bei uns bisher selten funktioniert hat:
Vor dem Ankommen jeder Person noch mal zu lesen, was die Person geschrieben hat.
Unter anderem deshalb ist das Codewort sehr hilfreich. Die meisten der Bewerber_innen, die zu uns kommen, werden zumindest noch das Codewort wissen und erinnern sich darüber wohl auch an einige der anderen Besonderheiten unserer WG.
Zusagen und Absagen aussprechen
Möglichst kurz nach dem alle eingeladenen Personen gesehen wurden, sollten die Zu- und Absagen ausgesprochen werden.
Wir bitten die Bewerber_innen darum, sich gegebenenfalls auch selbst zu melden, falls sie selbst das Zimmer doch nicht haben wollen (weil zu klein, weil fehlenden Sympathie, weil andere Zusage).
Gerade um zusagen zu können ist es hilfreich Telefonnummern der Bewerber_innen zu haben. Wir versuchen erst die Zusage erfolgreich aus zu sprechen, bevor wir Absagen erteilen. Manchmal gibt es mehr als eine Person, die passen würde und falls die erste Wahl doch nicht mehr will, ist es schöner der zweiten Wahl zusagen zu können, statt eine Absage zu widerrufen.
Hast du noch weitere Tipps für das Kennenlern-Gespräch?
Alle Teile der Serie:
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